Die
"Sicherheit des Arbeitsplatzes" ist heute zu einem Begriff
geworden, der einen unwiderruflich vergangenen Zustand beschreibt
und durch den flexibleren und dynamischeren Begriff "Verwendbarkeit"
ersetzt werden muss. Die Bedeutung der Verwendbarkeit lässt sich
am besten wie folgt umschreiben: es ist die Gesamtheit Ihrer beruflichen
Fähigkeiten und persönlichen Qualitäten, die Sie in
einem bestimmten, sich stets in Bewegung befindlichen Arbeitsumfeld
einsetzen müssen. Die Veränderung des Arbeitsmarktes und
seiner Strukturen hat zur Folge, dass die Mittel und Wege der Stellensuche
angepasst werden müssen.
Der LEBENSLAUF zum Beispiel kann darin nicht mehr nur eine chronologische
Auflistung Ihrer ehemaligen Arbeitgeber, Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten
sein. Er ist zum kommerziellen Instrument Ihrer persönlichen
Marketingstrategie geworden; er ist gleichzeitig ein Zeugnis der
Vergangenheit (eine Darstellung dessen, was Sie erreicht haben)
ein Hinweis auf die Gegenwart (denn er zeigt Ihre erworbenen Fähigkeiten
auf dem heutigen Stand) und ein Träger der Zukunft (denn er
verweist auf Ihre beruflichen Pläne).
Der Lebenslauf braucht nicht alles über Ihre Person auszusagen,
aber er muss den Wunsch wecken, Sie kennenzulernen. Sein Umfang
ist bedeutend kleiner geworden: die 4 bis 5 Seiten, die erfahrene
Kader vor 10 Jahren verschickten, ist auf maximal 2 Seiten, oft
sogar auf eine (im Fall einer thematischen Beschreibung oder einer
Darstellung der beruflichen Fähigkeiten) reduziert worden.
Der zeitgemässe Lebenslauf widerspiegelt nicht mehr "ein
ganzes Leben", sondern er wird im Hinblick auf ein bestimmtes
Ziel - die angestrebte Arbeit - aufgebaut und im Licht einer bestimmten,
bewusst getroffenen Wahl - des Unternehmens X, bei dem man gerne
arbeiten möchte - dargestellt. Der neue Lebenslauf ist kein
Katalog mehr, von dem man 500 Exemplare verschickt, sondern Teil
eines Verfahrens. Sorgfalt in der Ausführung und Massarbeit
sind nötig (ohne jedoch ins Extrem zu verfallen, bei jeder
Bewerbung einen völlig anderen Lebenslauf zu verfassen).
Auch das BEWERBUNGSSCHREIBEN, das den Lebenslauf begleitet, wird
heute anders gestaltet. Es ist nicht mehr nur ein förmlicher
Begleitbrief mit inhaltlichen Banalitäten und Phrasen. Es vermittelt
dem Leser einen ersten Eindruck von Ihnen, von Ihrer Persönlichkeit
und Ihrem Interesse für die Firma, der Sie schreiben. Unpersönliche
Schreiben an die Personalabteilung gehören der Vergangenheit
an. Sie werden ersetzt durch Bewerbungsbriefe, die deutlich zeigen,
dass der Absender über den Empfänger Bescheid weiss und
seinen Tätigkeitsbereich, seine Leistungen, Aufgaben, Bedürfnisse
und Probleme kennt - Briefe die überzeugen, dass der Absender
eine gründliche Marktuntersuchung im Hinblick auf die Firma
vorgenommen hat und sein Angebot auf die zu besetzende Stelle passt.
Hat das Unternehmen X ein Problem oder ein Bedürfnis Y, sind
Sie als Z die Lösung (oder ein Teil der Lösung). Wenn
die Gleichung X + Y = Z stimmt, ist das Vorstellungsgespräch
die logische Folge. Nur so eröffnen sich Ihnen reelle Chancen
für eine Anstellung.
Kommen wir auf das Thema Marktuntersuchung zurück. Neben dem
offiziellen Stellenmarkt hat es schon immer einen parallelen gegeben,
und es scheint, dass dieser stärker gewachsen, während
der offizielle in gefährlicher Weise geschrumpft ist. lm Klartext
heisst dies, dass 2/3 der offenen Stellen ohne Inserate oder Stellenvermittlungsbüros
besetzt werden können. 70% derjenigen, die eine Arbeit gefunden
haben, bewarben sich bereits in der Phase des sich abzeichnenden
Bedarfs beim Unternehmen. Dies zeigt deutlich, wie wichtig die Analysestrategie
im Hinblick auf eine Branche im allgemeinen ist, und im besonderen
für einzelne Firmen ist. Logische Schlussfolgerung: Setzen
Sie Ihre Energie klug ein, um eine Stelle zu finden, das heisst
zu 70% in den "aktiven" (Spontanbewerbungen an ausgewählte
Unternehmen) und zu 30% in den "passiven" (Inserate, Stellenvermittlungsbüro)
Stellenmarkt.
Aber wie vorgehen? Über den systematischen Einsatz Ihres BEZIEHUNGSNETZES.
Personen, mit denen Sie sprechen, geben Ihnen Ideen, Ratschläge,
Vorschläge. So weben Sie ein Spinnennetz, bis Sie eines Tages
einem "Entscheidungsträger" begegnen, der die Möglichkeit
hat, Sie anzustellen, weil Sie einen ganz bestimmten Bedarf abdecken
können.
Auch das VORSTELLUNGSGESPRÄCH verläuft spürbar anders
als früher. Es ist nicht mehr ein Gespräch mit Fragen
und Antworten, in dem Sie versuchen, sich von der besten Seite zu
zeigen. Die Arbeit, die Sie im Vorfeld geleistet haben- in bezug
auf sich selbst (Definition Ihres Berufsziels ais Frucht Ihrer beruflichen
Erfahrungen und Interessen), in Form der Abklärungen über
das Unternehmen (was es macht, unter welcher Firmenpolitik, welches
seine Probleme sind) - erlaubt Ihnen, die Position des Anbieters
einer Dienstleistung einzunehmen. Das Klima des Gesprächs ist
demnach automatisch verändert: statt in einer Situation der
Dominanz und Unterwerfung befinden Sie sich in einer Sieger/Sieger-Situation.
Das Unternehmen, dem Sie zu verstehen gegeben haben, welchen Nutzen
Sie ihm bringen können, wird die Entscheidung treffen, die
logisch geworden ist, nämlich Sie anzustellen.
Nun dürfen Sie stolz und mit Lorbeeren auf dem Haupt Einzug
halten. Aber Achtung! Den "VERWENDBARKEITS"- BEGRIFF SOLLTEN
SIE NIE MEHR AUS DEN AUGEN VERLIEREN. Sie müssen fortfahren,
Ihre Karriere mit sicherer Hand zu steuern, was bedeutet, dass Sie
sich regelmässig in Frage stellen und weiterbilden (entweder
in Ihrem Beruf, um die Leistungsfähigkeit stets zu verbessern,
oder indem Sie einen neuen Beruf lernen). In Wirklichkeit ist die
Treue zu einem Beruf, Arbeitgeber oder Unternehmen im auslaufenden
20. Jahrhundert eine überholte Tugend geworden, die durch die
Treue zu sich selbst und den eigenen legitimen Bestrebungen gegenüber
ersetzt wird jedoch stets unter Berücksichtigung des
Marktes.