Generationskonflikte am Arbeitsplatz

Eine neue Gruppe an Menschen erobert den Arbeitsmarkt. Nach den “Babyboomern” und der “Generation X” treten nun die jungen Arbeitnehmer zwischen 20 und 30 Jahren auf den Plan – man nennt sie die “Millennials”. Und diese Millennials haben bei den Arbeitgebern und Personalern nicht immer den besten Ruf. Sie gelten als selbstverliebt und nur am Geld interessiert, müssten für die Tätigkeit im Unternehmen mit teuren Geschenken geködert werden.

Die weltweit grösste Unternehmensberatung Booz & Co. hat eine grosse Studie durchgeführt und 13.000 Teilnehmer zu den Verhältnissen an ihren Arbeitsplätzen befragt. Viele weitverbreitete Vorurteile und Mythen konnten darin entkräftet werden. So sind die Millennials keine von ihren Eltern verwöhnten Autoritätsignoranten. Sie ordnen sich Autoritäten sogar leichter unter als die Generation X und die Babyboomer, so Jennifer Deal aus dem Untersuchungsteam.

Ebenso wenig sind sie ihren Chefs und Unternehmen gegenüber unloyal. Zumindest nicht mehr als die beiden vorhergehenden Generationen es im Arbeitsalltag sind. Auch im Punkt der Motivation und Motivierbarkeit verhält es sich zwischen den drei Gruppen gleich: “Die Babyboomer waren von langweiliger Arbeit auch nicht begeistert, als sie noch jung waren”, heisst es im Bericht. Und damit zusammenhängend steigt die Motivation der Jungen nicht mehr mit der Preishöhe der Sachgeschenke als bei den älteren Kollegen. Eine bessere Work-Life-Balance erwarten die Millennials zwar zumindest teilweise – jedoch liegt das nicht an ihrer Generation sondern an dem gesellschaftlichen Wandel. Alle Arbeitnehmer räumen einer besseren Work-Life-Balance heute eine höhere Priorität ein.

Insgesamt betrachtet haben die Millennials im Vergleich zur älteren Generation heute viel schwierigere Bedingungen am Arbeitsplatz als ihre Grosseltern und Eltern. Die Vorwürfe und Streitpunkte sind also eine Frage der Anschauung und einzelner Aspekte. “Sie sind Teil einer grossen und gut ausgebildeten Generation und müssen sich gegen Millionen von erfahrenen Arbeitnehmern behaupten, die ebenfalls um ihre Jobs kämpfen”, heisst es in der Studie. Ähnlich sieht es auch der Ökonom John Kay in der “Financial Times”. “Wir konnten gratis studieren, hatten nach dem Studium keine Mühe, einen Job zu finden, und profitieren heute von einer grosszügigen Altersvorsorge.” Das seien alles Dinge, um die die Millennials heute kämpfen müssen. “Junge Menschen haben gute Gründe, ihre Eltern und Grosseltern zu fragen, warum eine viel reichere Gesellschaft der jungen Generation nicht das bieten kann, was sie ihren früheren Generationen geboten hat.”

 

Quelle:

- Tagesanzeiger.ch: Fakt und Vorurteil